Über_mich

Über mich / Immer muss ich alles sollen

Zu den Klängen dieses Liedes stampfe ich lachend mit unser dreijährigen Tochter durchs Wohnzimmer. Den Text kann ich mittlerweile auswendig: * Immmmmer muss ich alles sollen! JETZT LASST MICH DOCH AUCH ENDLICH MAL ETWAS WOLLEN! *.

Wenn ich nicht solche schönen Dinge tue, arbeite ich als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Verwaltung einer Hochschule. Das ist nicht immer erbaulich und auch nicht unbedingt sinnstiftend. Eine Tochter, Familienleben und ein Schrebergarten hingegen schon.

Und so ist es auch wenig verwunderlich, dass mein Blick aus dem Büro nach draußen schweift wie der eines Schuljungen in der sechsten Stunde Mathe, denn ich will raus, raus in den Garten!

Hier kann ich an unserer kleinen Laube rumschrauben, ausbessern, sägen und hämmern und (fast) – alles tun, was ich will. Es ist dieser kleine Ort der positiven Anarchie mitten im Spießertum der mich glücklich macht.

Hier würde es mir sogar Spaß machen, meinen Kopf in den Sand zu stecken. Hier kann ich auch endlich mal etwas wollen!

Die verbleibende Zeit verbringe ich mit Filmen, Fernsehserien und natürlich Musik – was man meinen Blogartikeln natürlich auch anmerkt.

Als Familie besitzen wir weder Fernseher noch Automobil. Die Vorzüge der kleinen Großstadt Hamburg ziehen wir dem Speckgürtel vor.

Garten und Popkultur

Der Garten ist Teil der Popkultur. Er ist ein Ort des popmusikalischen Diskurses. Er ist Sehnsuchtsort wie in Tocotronics 1995er Hymne *Drüben auf dem Hügel* wo das jugendliche Verlangen im, ja, Schrebergarten verortet wird: *Drüben auf dem Hügel möchte ich warten. Im nassen Gras in unserem Schrebergarten*.

Ähnliches, wenn auch etwas tragischer, findet sich bei 2raumwohnung (2001) mit *Wir trafen uns in einem Garten, wahrscheinlich unter einem Baum*. Und selbst Punk-Urgestein Jens Rachut sitzt auf seine alten Tage als „Alte Sau“ im Schrebergarten: *Die Sonne wärmt, du bist zu zweit und sitzt in diesem großen Garten und bist trotzdem noch nicht bereit*.

Aber auch das Gegenteil ist wahr und so fungiert der (Kaktus) Garten als Ort der Begrenztheit, ja, des Ruins, für Die Sterne im 1996er Klassiker „was hat dich bloß so ruiniert?”.

*Dass sie nicht zuhörn’ wollten,
oder nichts glauben
Waren sie dumm, zu dumm um zu verstehen,
wovon du erzählt hast, wollten sie die Wahrheit rauben
und dich einsperren in ihren Kaktusgarten. Konnten Sie damit nicht warten?*

Für mich ist es also nur konsequent, dass der Titel meines Gartenblogs, „Gartenbaukunst“, Tocotronics 1999 Classic „Let there be rock“ Tribut zollt. Dieses Begriff beinhaltet alles Aufgezählte und noch einiges mehr.

*Wir haben gehalten
In der langweiligsten Landschaft der Welt
Wir haben uns unterhalten
Und festgestellt, dass es uns hier gefällt
Die Ausbeutung des Menschen
Erreicht eine neue Qualität
Und wie man aller Orten hört
Wird die Gartenbaukunst hier noch gerne gepflegt*

ICH hab festgestellt, dass es mir dort gefällt: Let there be Hecke, let there be Zaun, let there be Gemeinschaftsarbeit, let there be Erdkühlschrank, let there be Erde. LET. THERE. BE. ROCK.!

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