Tropfer

Tröpfchen für Tröpfchen – Beetbewässerung

Ich war schon seit Längerem etwas genervt davon stundenlang mit dem Wasserschlauch in der Hand durch den Garten zu latschen um die Pflanzen zu gießen. Von der Wasserverschwendung mal ganz abgesehen. Ja klar, Pflanzen zu gießen gehört natürlich dazu wenn man einen Garten sein Eigen nennt. Dennoch träumte ich davon, diesen Vorgang zukünftig etwas einfacher und schneller von statten gehen zu lassen.

Recherche

Eine Bewässerungsanlage musste her. Die Frage war nur, welche? Bei der Suche war ich mal wieder ziemlich geflashed davon, was es da so alles gibt in diesem Internetz. Zum Beispiel per App steuerbare Anlagen die man mit Handy von Honolulu aus bedienen kann, alles voll automatisch.

Und da waren sie dann auch wieder, diese eher etwas nerdigen Menschen. Diejenigen die sich 2 Minuten lang dabei filmen wie sie ein Loch bohren oder 10 Minuten einen Monolog über einen bestimmten Schlauchanschluss halten. Herrlich!

Und so stieß ich schließlich auf Tutorials darüber, Wassertonnen in Reihe zu schalten und eine Bewässerung zu bauen die ohne elektrische Pumpen auskommt, das Regenwasser nutzt und bei der trotzdem alles wie von Geisterhand funktioniert.

Ganz nebenbei war ich so auch noch ein Fan der Tröpfchenbewässerung geworden, eine Bewässerungsart von der ich zuvor tatsächlich noch nie gehört hatte. Dabei befinden sich sog. Tropfer in unmittelbarer Nähe der Pflanzen. Im Prinzip sind das so Plastikdinger aus denen Wasser tröpfchenweise austritt. Diese werden mit einem kleinen Schlauch mit Wasser versorgt und miteinander verbunden. So ähnlich wie eine Fußbodenheizung sieht das das dann im Beet aus, zumindest wenn man es überirdisch verlegt. Und das Geilste ist, das ich eine Anlage gefunden hatte die ausschließlich mit dem Wasserdruck arbeitet. Man muss lediglich die Wassertonne erhöht stellen. Easypopeasy!

So etwas wollte ich im Garten haben. Und da passte es mir hervorragend in den Kram, dass ich zeitgleich an einem kleinen Wettbewerb des Magazins Kraut & Rüben auf Instagram teilnahm. Im Zuge der Wild-auf-Garten-Challenge sollten alle TeilnehmerInnen unter anderem ein Großprojekt umsetzen und wurden dabei finanziell etwas unterstützt. Das beste Projekt wird anschließend von einer Jury prämiert und einen Urlaub konnte man auch noch gewinnen.

Pläne

Mein Plan bestand darin, dass Wasser vom Laubendach in einer Regentonne zu sammeln und dann mit einem Schlauch zu einer zweiten Regentonne zu leiten die sich in der Nähe vom Blumenbeet befindet. Dort wollte ich die Tröpfchenbewässerung anschließen. Das Ganze sollte bitte mit dem Wasserdruck arbeiten, also ohne Pumpe.

Ich musste dafür zunächst die Regenrinne erneuern. Anschließend wollte ich die Regentonnen jeweils auf einem Sockel aufstellen und miteinander verbinden, ich musste das Wasser ja irgendwie von der Laube zum Beet bekommen. Als letztes sollte dann die Tröpfchenbewässerung angeschlossen und installiert werden.

Natürlich benötigte ich auch noch das ganze Material, sprich Regenrinne, Regentonnen, Adapter, Verbindungsschläuche und den ganzen Kram.

Die Regentonnen habe ich mir über ebaykleinanzeigen besorgt und mit dem Fahrrad-Anhänger abgeholt. Ich war mal wieder eine Sehenswürdigkeit auf zwei Rädern.

Für den Rest machte ich eine kleine Tour in den Baumarkt. Die Tröpfchenbewässerung an sich habe ich im Internet bestellt.

Es konnte also gebaut werden!

Physik I – Sprechende Tonnen auf Augenhöhe

Wie man eine Regenrinne anbaut hatte ich zum Glück schon gelernt als ich meinen kleinen Gartenteich über eine Art Aquädukt mit Wasser versorgt hatte (hier geht’s zum Artikel). Das ging mir also recht leicht von der Hand. Wichtig ist, dass die Regenrinne ein leichtes Gefälle hat, da ansonsten das Wasser nicht weiter und/oder in die falsche Richtung läuft.

Die anschließenden Herausforderungen beim Bau der Bewässerungsanlage waren zunächst weniger handwerklicher, sondern viel mehr physikalischer Natur.

Beispielsweise musste ich beim Aufbau der Regentonnen darauf achten, dass diese sich auf einer Höhe befinden und am unteren Ende miteinander verbunden werden. Ich möchte ja einen gleichmäßigen Wasserstand in beiden Tonnen haben. Stehen die Tonnen nicht auf einer Höhe und sind am oberen Ende miteinander verbunden wird, ordentlich Regen vorausgesetzt, eine Tonne überlaufen. Oder, bei wenig Regen, zu wenig Wasser in die andere Tonne gelangen. Verbindet man die Tonnen hingegen am unteren Ende, lässt sie oben offen und stellt sie zudem auf eine Höhe, wird sich der Wasserstand angleichen. Man hat dann immer in beiden Tonnen gleich viel Wasser: das Gesetz der kommunizierenden Gefäße.

Physik II – Tonnenhöhe bestimmen

Eine weitere wichtige Frage war die, wie ich herausfinde, dass der Wasserstand in beiden Tonnen gleich hoch sein wird wenn diese 10 Meter auseinanderstehen? Woher weiß ich also wie hoch ich die zweite Tonne genau stellen muss ohne, dass ich im Ergebnis entweder zu wenig oder zu viel Wasser darin habe?

Auch hierfür lohnt ein Ausflug in die Physik. Zunächst muss der Verbindungeschlauch angeschlossen werden. Anschließend füllt man die Ausgangstonne bis zum oberen Ende mit Wasser. An der Stelle, wo die zweite Tonne stehen soll hält man den Schlauch dann so weit in die Höhe, bis der Wasserstand das Schlauende erreicht hat und nicht mehr überläuft. Das ist dann der höchste Wasserstand der zweiten Tonne. Diese kann nun auch entsprechend der Höhe aufgebaut werden.

Physik III – Tropfer

Als letztes muss ich nun im Prinzip „nur“ noch die Tröpfchenbewässerung anschließen. Das Set besteht aus den Verbindungsschläuchen, dem Adapter zum anschließen an die Tonne und den Tropfern (Bild).

Die Tonkegel, das eigentliche Herzstück der Tropfer, werden in den Boden gesteckt. Am Oberen Ende befindet sich eine Art Ventil und ein kleiner Schlauch aus dem dann schließlich die Wassertropfen kommen. Der Kegel ist im direkten Kontakt mit der Erde und den Wurzeln und misst die Feuchtigkeit genau da, wo es wichtig ist. Die Kegel sind mit Wasser gefüllt. Das dient nicht zur Bewässerung, sondern vor allem zur Steuerung. Wenn der Boden trocken wird, gibt der Tonkegel etwas Wasser an die Erde ab. Dadurch entsteht im Inneren ein Unterdruck, das Ventil öffnet sich. Ist die Erde feucht genug, wird das Wasser durch den Tonkegel in den Tropfer zurückgesaugt, das Ventil schließt sich.

Jeder Tonkegel ist quasi ein eigenständiger Sensor, der für sich die Wasserabgabe regelt. Man kann sogar sagen, dass damit jede einzelne Pflanze selbst ihre Bewässerung steuert, ganz individuell.

Resümee

Ich bin von der Anlage begeistert. Ja klar, ich mag solche nicht ganz gewöhnlichen Dinge und probiere auch viel aus, schon allein aus Prinzip. So habe ich mir im Zuge des Rumexperimentierens auch eine kleine Tröpfchenbewässerung für eine einzelne Pflanze aus einer Plastikflasche und einem Infusionsset gebaut. Ich bin einfach der Meinung, dass genau dafür ein Schrebergarten gut ist, also zum Experimentieren.

Natürlich kann ich mit meiner Anlage nicht den ganzen Garten bewässern. Aber es funktioniert hervorragend für einzelne Abschnitte, insbesondere die Gemüsebeete. Aber auch für ein Gewächshaus eignet sich diese Form der Bewässerung.

Ach so, den Wettbewerb hab ich natürlich nicht gewonnen, wie immer.

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