Bevor die Gartenwelt mich in Beschlag nahm, war der Herbst für mich eigentlich die schlimmste Jahreszeit. Es wird früher dunkel, draußen herrscht eine nasse Kälte, die windbedingt bis zu den Knochen durchdringt und die Stimmungslage ist von Melancholie geprägt. Was soll daran bitte schön sein? Dies änderte sich als Gartenpächter schlagartig. Denn neben der Ernte ist der Herbst die Jahreszeit in der geplante Maßnahmen baulich und/oder pflanzlich umgesetzt werden können. Aus destruktiv wurde konstruktiv.
In dieser für meine Verhältnisse schon freudetrunkenen Stimmungslage habe ich beschlossen, mein erstes offizielles DIY zu präsentieren. DIY, DIY, DIY, was für ein Scheissausdruck …
… aber sei’s drum …. denn ich bereite gerade ein etwas größeres Projekt vor, in dem Laub eine zentrale Rolle spielt. Ich habe mich in der Vorbereitung mit der Frage beschäftigt, wie ich die bunte Farbenpracht möglichst umweltschonend erhalte und zudem dafür sorge, dass die Blätter ordentlich platt sind.
Laub vorbereiten
Um Laub zu konservieren gibt es unterschiedliche Möglichkeiten. Ich habe mich für die Glyzerin-Methode entschieden.
Wichtig bei dieser Methode ist, dass noch Saftfluss vorhanden sein muss, damit das Glyzerin in die Zellen emporsteigen kann. Man darf hiermit also nicht abwarten bis es zu kalt ist. Am besten verwendet man ganze Äste oder recht frisch gefallene Blätter, denn nur dann wird durch das Glyzerin das Chlorophyll und die Farbe der Pflanze verändert. Der große Vorteil dieser Methode ist, dass die Zellwände stark bleiben und eben nicht zusammenfallen.
In der Praxis mischt man zwei Drittel warmes Wasser mit einem Drittel Glyzerin und stellt die frisch geschnittenen Zweige hinein. Die Zweige sollten eine maximale Länge von 30cm nicht überschreiten. Für einzelne Blätter bereitet man ein Wasser-Glyzerin-Bad vor. Zusätzlich kann der Glyzerinmischung wasserlösliche Farbe zugefügt werden. Je nach Pflanze verändert sich innerhalb von ein bis zwei Wochen die Farbe der Blätter.
Pressefreiheit: Blattpresse bauen
Eine Blattpresse zu bauen ist wirklich kinderleicht. Man benötigt lediglich zwei Bretter, 4 Schrauben samt Muttern, und Pappe.
Ich habe mich bezüglich des Holzes an OSB-Plattenverschnitt bedient, den ich noch von der Hüttenrenovierung übrig hatte (Budenzauber 2). Den Verschnitt habe ich einfach in die Form gesägt, die meine Blattpresse haben sollte.
Anschließend wird einfach in den Ecken der Bretter eine Bohrung vorgenommen. Dabei legt man am besten beide Platten übereinander. Auf diese Weise erhält man immer gleich das passende Gegenstück samt Bohrung.
Dann schneidet man mit einem Cuttermesser die Pappe zurecht. Die Pappe soll später zwischen die beiden Bretter gelegt werden und das Laub beherbergen.
Zum Schluss kann man die Blätter bzw. das zuvor behandelte Laub einfach auf den Pappen verteilen und die Pappen übereinander schichten. Hier empfiehlt es sich, auch noch Zeitungspapier für die restliche Nässe zu verwenden. Jetzt nur noch alles ordentlich verschrauben.
Wie lange man die Blätter pressen muss, ist davon abhängig, wie viel Feuchtigkeit diese noch enthalten und wie stark der ausgeübte Druck ist. Auch die Luftfeuchtigkeit spielt eine Rolle. Die meisten Blätter benötigen mit dieser Methode etwa eine Woche, bis sie fertig sind.
Man kann die fertige Laubpresse noch mit allerlei Schnickschnack verzieren und ästhetisch aufwerten. Zudem ist sie natürlich auch als Blumenpresse verwendbar.
Wem das alles zu viel Arbeit oder mit zu viel innerfamiliärer “Positivkommunikation” verbunden ist, spart sich das ganze Gedöns und erledigt das auf klassische Weise: das Laub einfach in Bücher legen! Geht auch.
:::::::::::::::::::::::::: Anmerkung der Redaktion :::::::::::::::::::::::::::::
Bei dieser Balttpresse handelt es sich gewissermaßen um eine “Softpackversion”, da ich relativ weiche und dicke Pappe verwendet habe. Ich werde berichten ….
Ich kenne die Variante auch mit den Büchern. Allerdings ohne das Glyzerin-Bad vorher. Die Farbe bleibt doch auch so erhalten.
Hi Nati,
das Glyzerin verstärkt die Färbung und konserviert sie. Zudem sorgt es dafür, dass die Blätter schön geschmeidig werden. Man kann dann nach dem Pressen besser damit arbeiten und die zerbröseln nicht so schnell.
Aha, wusste ich so auch noch nicht. Was möchtest du mit den Blättern denn machen?
Ich muss da noch etwas rumprobieren. Ich habe da eine Idee im Kopf von der ich noch nicht genau weiß ob sie umsetzbar ist. Klar ist aber, dass ich damit die Stadt verschönern möchte …
Wenn das klappt, kannst du ja berichten. Ich bin gespannt.
Das mach ich definitiv ?
Das Bad war mir auch neu, da bin ich gespannt. Solche Presse habe ich auch, hat mir mein Opa gebaut, als ich Kind war. Er war Tischler. 🙂
ich bin auch schon sehr gespannt ob das mit dem Bad gut funktioniert. Habe vor einer Woche einige Blätter in ein Bad gelegt und Zweige in die Vase gestellt. Man kann schon jetzt fühlen, dass die sehr geschmeidig sind.
Meine Presse ist natürlich recht amateurhaft konstruiert. Aber auch das ist erstmal ein Test. Anschließend wird dann was Vernünftiges gebaut 🙂
Seh ich auch so: Erst mal probieren, dann Mühe machen! 🙂
Toi, toi, toi!
Danke Dir! Ich habe bis vor einiger Zeit immer den Fehler gleich mit Mühe an solche Dionge heranzugehen. Dann war ich natürlich enttäuscht wenn das hinterher gar nicht funktioniert hat.
So ist das jetzt viel besser. Immer erst einen Prototypen bauen 😉
Der von meinem Opa ist vom Prinzip her übrigens wie deiner. Bis auf den Unterschied, dass er Flügelmuttern rangeschraubt hat, damit sich das einfach bedienen lässt. 🙂
Die Flügelmuttern wollte ich auch haben. Waren ausverkauft und ich hatte mal wieder keine Geduld …
Guerilla Gardening auf allen Ebenen, das finde ich super! Bin gespannt, wie das weitergeht …
Das zieh ich jetzt so durch 😉 …