In unserer Familie wurde früher viel geraucht. Opa, Mama, Papa und Verwandtschaft zündeten sich hemmungslos einen Glimmstängel nach dem anderen an. Die Augen tränten, und aus den Untiefen des Nebels erklang gedämpftes Gehüstel.
Im Ergebnis führte das, neben gesundheitlichen Beeinträchtigungen, zu nikotingetränkten Tapeten in beige-gelb. Nahm man ein Bild von der Wand, war selbiges als Abdruck in jungfräulichem weiß immer noch da. Daraus resultierte, dass jährlich der Tapeziertisch aufgebaut wurde.
Vorbereitend war ein Besuch im Baumarkt unerlässlich. Dorthin begleitete ich meinen Vater immer sehr gerne. Das ist auch noch heute so. Alle zwei Wochen bin ich dort … mit unserer Tochter im Gepäck.
Die Hornbachisierung
Baumärkte hatten früher keine besonders ausgefeilte Marketingstrategie oder Ausrichtung. Ein Baumarkt ist ein Baumarkt ist ein Baumarkt. Zudem waren sie ganz in Männerhand. Glaubt man der Werbung, ist das auch heute noch so.
Dort laufen sie noch herdenweise in freier Wildbahn herum: wahre Männer. Bären mit Haaren auf Schulter, Rücken und Bauch. Bart, schwitzige Körper, Dreck! … und, ups, was erblicken meine Augen da? Hotpants?!
Es handelt sich um den letzten Rückzugsort des Silberrückens, hier kann er noch ganz Mann sein. Anschließend jagen gehen und dann den neuen Grill anschmeißen: Fleisch, Fleisch, Fleisch! Mach es zu deinem Projekt!
Die Manufactumisierung
Folgt man diesem oberflächlichen Bild, ist das Hornbach der gebildeten Frau von heute Manufactum. Im “Warenhaus der guten Dinge” gibt es alles, was Frau für Heim und Hobby benötigt. Jetzt noch schnell die original japanische Schere für den nächsten Ikebana-Workshop in den Warenkorb und dann ab zum Fimo für Fortgeschritte.
Die Realität im Baumarkt sieht natürlich anders aus. Das weibliche Geschlecht ist doch tatsächlich in der Lage, Bohrmaschine und Säge zu bedienen und kauft entsprechend ein.
Also, nix mit ausgiebigem Pinkeln im Stehen, liebe Männerwelt! Die wahren Machtverhältnisse sehen so aus:
… denn das Matriarchat ist die Weltordnung!
Stil
Andersherum ist Manufactum natürlich kein Opiat für gelangweilte Frauen mit zu viel Geld. Das Alleinstellungsmerkmal der Marke ist ja eher so etwas wie “Stil”. Architekten, Designer und Menschen mit einem besonderen Blick auf Dinge stöbern hier sehr gern. Geschlecht egal!
Die Taktik der Baumärkte ist nun im Prinzip diesselbe wie die von Ikea. Anderswo generierte Trends werden sich einverleibt und einfach massenhaft reproduziert … möglichst billig. Die Europalette lässt grüßen!
So findet Stil Einzug in Gärten und Hobbykeller … denn die Produkte der Baumärkte sehen denen von Manufactum oder dem Antiktrödler mehr als ähnlich. Nur halt in schlechterer Qualität, nicht handgeschmiedet und schon gar keine 100 Jahre alt.
Es gibt eigentlich nur noch ein Gebiet, das davon seltsam unbeeinflusst geblieben ist: Kleidung! … ausgerechnet.
Männer, die kurze Hosen tragen, besitzen keine Ehre
Was Kleidung angeht, bin ich eigentlich wenig bis gar nicht kompromissbereit. Deswegen würde ich Linus Volkmann im Normalfall zu 100% recht geben, bei dem was er hier sagt:
Kurze Hosen bei Männern sind, sowohl modisch als auch ästhetisch gesehen, mehr als nur problematisch …
Aber! Der Garten ist für mich kleidungsmäßig einer der letzten Orte der Unkultur. Auf dem Catwalk der floristischen Eitelkeiten ist noch reichlich Platz für ausgefallene Stilblüten der Geschmacklosigkeit … und das meine ich im guten Sinne. Kleidung muss hier vor allem praktisch, funktional und gemütlich sein. Alles ist erlaubt. Da bin ich ganz Hornbach. Und mit mir der ganze Gartenverein …
Aus diesem Grunde muss ich über einige Fotos in diesem Internet schmunzeln. Wenn sich Menschen in glattgebügelten Klamotten und Hotpants bei der Gartenarbeit ablichen lassen, stimmt mich das befremdlich. Oder gärtnert jemand von Euch vielleicht in Hotpants?



Hallo Björn.
Kurze Hosen bei Männern finde ich nicht schlimm, aber Hotpants? Nein Danke *grusel* 😂
Wobei die früher von den Männern auch getragen wurden, inclusive Schnäuzer. 😬
Wirst du für die tolle Hornbachwerbung bezahlt?😉
LG, Nati
Hallo Nati,
bezahlt? Nö … keinen Pfennig. Ist ja auch eher Antiwerbung … da die irgendwie die weibliche Zielgruppe nicht wahrnehmen wollen.
Ich kenne das mit den kurzen Hosen auch noch von früher. Und natürlich oberkörperfrei oder klassischer doppelripp. 🙂
LG
Björn
So Antiwerbung für Frauen finde ich es nicht.
Bei uns werden oft Workshop Abende veranstaltet wo man als Frau alles mögliche lernen kann.
Ich seh das so: Lass deinen Garten rundherum dornröschengleich zuwuchsen, kannst darin tragen, was du willst. Und wenn nötig halt auch gar nix! 🤩👍🏼
„Zuwuchern“!
Autokorrektur macht heute, was sie will! 💩
so wirds gemacht. Dauert aber noch etwas bis der Garten zugewuchert ist.
Schön fleißig gießen! 😆💪🏼
Täglich 👆😁