*Wir sagen
Vorsicht, ein Trend geht um
Du brauchst Veränderung*
(Mediengruppe Telekommander – Trend)
Mit Trends ist das ja immer so eine Sache. Man kann wohl ganz unromantisch feststellen, dass sie künstlich geschaffen und verbreitet werden, um unsere Kaufkraft zu stimulieren … und, ja, auch die Gartenwelt bleibt davon nicht verschont. Urban Gardening ist vor allem eins: mega hip!
Bei der Trendgenerierung gewinnen Themen wie Umweltschutz, naturnahes Gärtnern und Upcycling bereits seit einigen Jahren zunehmend an Bedeutung. Irgendwann tauchten in diesem Zusammenhang die ersten Europaletten in den Gärten auf. Seither werden fleißig Hochbeete, Palettensofas und andere praktische Dinge in Heimarbeit gefertigt. Der Siegeszug der Europalette war nicht mehr aufzuhalten. Nach und nach wurde sie zu einem Symbol für ein multifunktionales und stylisch ansprechendes reines Gewissen.
Der Ursprung dieser Idee ist extrem löblich, werden doch Abfallprodukte oder auf den ersten Blick nutzlose Stoffe in neuwertige Produkte verwandelt (Upcycling).
Alles was Du hast hat irgendwann Dich!
*Komm hol’ auch du dir
preisgünstig Revolution
mit ein, zwei Freibier
und Che-Guevara-Kondom*
Bevor man Paletten allerdings als Baumaterial verwendet, sollte man einige Punkte bedenken:
Das Holz der Europaletten wird in der Regel gegen Ungeziefer behandelt. Anhand eingebrannter Kennzeichnungen auf den Klötzen der Palette ist auch ersichtlich, wie. Die entscheidende Information ist die Aufschrift auf dem mittleren Klotz. Stehen dort die Buchstaben HT, weiß man, dass die Palette zur Schädlingsbekämpfung einer Hitzebehandlung unterzogen wurde (Heat Treatment). Diese Paletten sind für den Einsatz im Garten problemlos geeignet. Bei einer MB-Kennzeichnung hingegen sollte man von einer Verwendung absehen, denn das Gift Methylbromid gelangt so in den Boden und damit auch in das angebaute Gemüse!
Wenn man sich Europaletten “organisiert”, sollte man zudem im Hinterkopf haben, dass diese mittlerweile ein rares Gut geworden sind! Dies geht aus einem Artikel der Tageszeitung Die Welt vom 07.01.2018 hervor. Von einer Wiederverwertung von nicht mehr benötigten Dingen kann also keine Rede mehr sein.
Hinzu kommt, dass der Paletten-Trend inzwischen enorm weit verbreitet ist. Im Raubtier-Kapitalismus gehen damit weniger schöne Begleitumstände einher. Ein Gang durch den Baumarkt verdeutlicht dies. Man findet dort Europaletten für 17 bis 40€ pro Stück. Auch Apfel- und Weinkisten sowie Öltonnen können käuflich erworben werden. Das eigentliche Prinzip des Upcycling wird so schließlich ins Absurde gezogen, denn schlussendlich wird Müll produziert anstatt selbigen zu verringern. Es findet auch keine Neudeutung des Materials mehr statt, da die Paletten von Anfang an nicht für den Transport von Gütern gedacht waren. Deswegen: please, don’t buy! Boykott!
Ich-Anarchie
Ich möchte Euch mit diesen Worten nicht von der Verwendung von Europaletten als Baumaterial abbringen: nutzt den Müll, lasst Eurer Kreativität freien lauf, baut fleißig und bringt Anarchie in die Gärten!
Denn … ja … auch ich finde diese Dinger ungeheuer praktisch. Sie sind vielseitig und modular einsetzbar, einfach zu verarbeiten und besitzen einen eigenen Charme … ich bin halt auch nur ein Gutmensch, der es liebt, Dinge reinen Gewissens einem neuen Zweck zuzuführen 😉
Momentan warten fünf Europaletten in meinem Garten auf weitere Verarbeitung. Und es kann sehr gut sein, dass ich mir daraus ein Hochbeet oder einen Pflanzentisch baue. Ein paar Beispiele und Anleitungen dazu findet Ihr hier. Das ist wirklich babyeierleicht …
Anmerkung der Redaktion: Solltet Ihr keine Paletten zur Hand haben, findet Ihr eine sehr einfache, schnelle und kostengünstige Alternative auf dem Blog Hauptstadtgarten. Ich es hab selbst getestet. Das sieht dann beispielsweise so aus:
Sehr interessant! Danke für die Info mit der Kennzeichnung!
LG Katharina
Hallo Katharina,
das mit der Kennzeichnung war mir bis vor Kurzem auch neu. Das ist echt wichtig … insbesondere wenn man ein Hochbeet bauen will.
LG
Björn
Für mich bedeuten Europaletten vor allem Erinnerung an alte Zeiten und dämliche Hiwi-Jobs, wo man im Lager mit dem Hubwagen rangierte und die Paletten auf die Gabel nahm, sie aufschaufelte und von einer Ecke in die andere brachte und abends erledigt nach Hause ging, vom vielen Aufschaufeln und von einer Ecke in die andere etc..
Bei den Studiejobs hab ich definitiv auch eine enorm hohe Bandbreite abgedeckt. Die Europaletten waren mehrfach in der Woche mein nicht immer neter Begleiter ….
Hallo Björn.
Du hast recht. Ein Trend jagt den nächsten und alle die etwas auf sich halten und hipp sein wollen jagen mit.
Ich mach da nicht unbedingt immer mit. Es muss mir schon gefallen um etwas mit zumachen. Und bei neuen gekauften Paletten ist ja auch nicht von Upcycling die Rede, wie du richtig geschrieben hast.
Bisher brauch ich noch kein Hochbeet, mein Feld reicht mir vollkommen.
Ich wünsche dir schöne Osterfeiertage mit deinen Lieben.
LG, Nati???
Die Europaletten sind ja eigentlich sehr gutes Baumaterial und man kann da echt viel draus machen. Wie beschrieben, ich mag die auch irgendwie.
Krass finde ich aber wie sich Dinge dann verselbstständigen und dann halt irgendwann ein Geschäft draus gemacht wird.
Noch schöne restliche Ostertage wünsch ich euch
LG, Björn
Lieben Dank, Björn. ?
Ach Björn, was soll ich schreiben, ausser, dass ist mal wieder ein sehr großartiger Artikel & Danke dafür. Wir verwerten seit Jahren immer mal wieder Paletten. Allerdings nicht als Beet, aber z.B. als Regalgrundlage an der Wand im Gewächshaus oder als Sichtschutz vor den hässlichen Plastikkompostern und Stefan umbaut mir derzeit eine weitere häßliche Plastikkiste, so eine für Auflagen, die wir weiter verwerten, aber nicht sehen wollen. Die war bereits im Gärtchen, als wir es übernommen haben. Ebenso wie die Komposter. Ich bin ja grundsätzlich ein Wiederverwerter und diese absurden Auswüchse Neuen Müll zu erschaffen, was eigentlich wiederverwertet Müll reduziert hätte, aus reiner Geldgier, mehr ist es nämlich nicht, macht mich unglaublich sauer.
Hi Sandra,
Danke für die lieben Worte!!! 🙂
Ich verwende auch Paletten. Da wird jetzt ein Hochbeet draus gebaut und eventuell noch ein Tisch. Sind auch alle mit HT gekennzeichnet.
Ich war auch schon immer ein Wiederverwerter. Das haben wir zu Hause früher schon immer gemacht. Da wurde keine Schraube und kein Brett weggeschmissen. Immer mit dem Gedanken, dass man das noch einmal gebrauchen könnte. Meine Eltern und Großeltern haben das in Teilen etwas übertrieben … mit entsprechenden Auswüchsen 😉 Ich mach es aber nicht anders … ich liebe es mir zu überlegen was ich damit anfangen und bauen kann.
Ich finde es einfach ätzend, wenn eigentlich gute Ansätze aus Geldgier missbraucht werden. Aber die Leute springen leider auch noch drauf an …
[…] sehr informativen und amüsanten Artikel über Euro-Paletten hat Björn auf seinem Blog Gartenbaukunst geschrieben. Denn gerade wenn es sich um behandelte Europaletten handelt, gibt es für die […]
[…] Selbstgebaute Hochbeete sind mittlerweile so massentauglich, dass angeblich sogar die Europaletten knapp werden. Falls man diese zum Gemüseanbau benutzen möchte, hier ein nützlicher Hinweis: “Das Holz der Europaletten wird in der Regel gegen Ungeziefer behandelt. Anhand eingebrannter Kennzei…” […]
Bewegte mich gerade 12 cm von Instagram entfernt auf meinem Macilein und dort in Gartenblogs. Schwuppdiwupps kam ich hier raus und ganz genau bei diesem #Palettenblogartikel – komisch, dass ich den erst jetzt bemerkte nach den vielen vielen Paletten, die wir für eine Terrasse inkl. Geländer verbaut haben! ?
Liebe Grüsse! ❣️See you soon! 🙂
Hello 🙂
ich hab dieses Jahr auch noch ein Hochbeet aus Paletten gebaut. Dabei aber dann natürlich auf den Stempel geachtet. Mir war das vorher gar nicht bewusst … und dann sehr froh diesen Artikel geschrieben zu haben.
Wie, wann, wo sehen wir uns denn bald ? 🙂 Sag, sag, sag!
Liebe Grüße
[…] Die Europalette im Zeitalter Ihrer technischen Reproduzierbarkeit […]