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Spießertum I: Alles ist in Bewegung

Den Anstoss dafür, dass wir einen Schrebergarten gesucht haben gab unsere Tochter. Nach ihrer Geburt waren wir gezwungen uns eine neue Wohnung zu suchen, da die alte zu schäbig war. Wir sind dann in eine Art Ikea-Vorstadt-Kinder-Ghetto gezogen. Eine Wohnanlage, in der ausschließlich Eltern mit relativ kleinen Kindern wohnen. Es gibt viele Spielplätze, mehrere kleine und einen größeren im Zentrum der Anlage. Alles andere fehlt allerdings: keine schönen Cafés, keine schönen Restaurants und nichts zum ausgehen.

Bei unseren Spaziergängen durch die Nachbarschaft, die kindbedingt zu jeder Tages- und Nachtzeit stattfanden, haben wir dann die umliegenden Schrebergärten erkundet. Wir haben die Schönheit und Verschiedenheit dieser Gärten bewundert und nebenbei auch festgestellt, dass sich das Kleingartenwesen gewandelt hat. Die Leute, die wir früher als Spießer und Laubenpieper bezeichnet haben sahen nun aus wie wir. Familien mit Kindern, trendy gekleidete Menschen, Trampoline und Sandkisten. Oder andersherum formuliert: wir sind die neuen Spiesser!

Nach und nach entstand dann der Wunsch auch einen Schrebergarten zu bewirtschaften. Gesagt, getan! Schnell die Kleingartenvereine der Gegend recherchiert und angeschrieben. Wir mussten allerdings feststellen, dass wir nicht die einzigen in Hamburg waren die auf diese Idee gekommen sind. Die Wartelisten waren lang und selbst wenn wir mal eingeladen wurden sind wir zum Teil dann doch auf die Old-school-Laupenpieperrentner gestoßen die an Weltoffenheit doch zu wünschen übrig ließen. Schließlich hat es dann doch geklappt und innerhalb eines Jahres hatten wir einen eigenen Schrebergarten.

Wir haben dann einfach drauf los geplant, gebaut und gepflanzt. Dabei kristallisierte sich recht schnell so etwas wie ein eigener Stil heraus. Wir verwenden gerne bereits vorhandene Materialien und erschaffen daraus Neues. Eine Vorgehensweise, die unter der Bezeichnung Upcycling bekannt ist. Für Menschen, die sich schwer tun etwas weg zu schmeißen – wie mich – einfach ideal. Es macht Spaß sich zu überlegen was man bauen möchte und dann zu gucken welche Materialien einem dafür zur Verfügung stehen und/oder umgekehrt. Neben der baulichen Herausforderung reizt uns danran, dass die verwendeten Materialien bereits eine eigene Geschichte haben die in unserem Garten in anderer Form fortgeschrieben wird. Es findet eine Wandlung und eine Hinführung zu einem neuen Zweck statt. Eben diese Wandlungsgeschichten möchten wir in diesem Blog erzählen. Das beinhaltet natürlich, dass einiges von dem was wir herstellen eventuell nicht schön, schief oder wenig fachgerecht anmutet. Anderes wird witterungsbedingt vielleicht schnell wieder verschwinden. All dies ist aber ausdrücklich gewollt. Wandel und Vergänglichkeit ist erwünscht! Ziel ist eine Disharmonie die als Ganzes wieder harmonisch ist. Alles ist im Fluss – so auch unser Garten.

Das hier beschriebene ist also nicht immer zum Nachbau geeignet, die Pflege und der Beschnitt der Bäume und Pflanzen nicht unbedingt fachgerecht. Aber eben um diese Erfahrungen geht es!

Neben Beiträgen, die sich konkret mit unsrem Garten beschäften, möchte ich diesen Blog dazu nutzen zumindest ab und zu über das Vereinsleben in einem Kleingartenverein zu berichten. Ich habe mich von Anfang an im Verein engagiert, bin gewählter Schriftführer, und möchte meine dahingehend gemachten Erfahrungen sehr gerne teilen. Im Idealfall können auf diesem Wege andere Menschen dazu motiviert werden ebenfalls ein Ehrenamt zu übernehmen.

 

 

 

 

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