Immer mal wieder war er einfach verschwunden. Meistens fand man ihn dann barfuss stehend in irgendeinem Beet wieder. Den Kopf gesenkt, das Gesicht zerknittert, die Stirn gerunzelt, eine Hand im Bart vergraben.
Entweder grübelte er gerade eine gefühlte Ewigkeit darüber nach wie viele Punkte er in einer Bewertungskategorie vergeben sollte oder aber er stand einfach nur so da … gedankenversunken … Daniel, erster Bewerber um den schönsten Kleingarten des Nordens.
Bielefeld
Daniels Garten ist in Neubrandenburg beheimatet. Nein, das ist kein Landstrich, sondern eine richtige Stadt! In einem Gartenbauverein unweit des Tollensesees hat er zwei hintereinander liegende Parzellen gepachtet. Also ordentlich Fläche die es zu bewirtschaften gilt.

Wie ich ist Daniel seit ca. drei Jahren im Kleingartenbusiness dabei. Was er in dieser kurzen Zeit, und drei Jahre ist kurz, auf die Beine gestellt hat ist mehr als nur beachtlich. Eigentlich ist alles neu! Ich persönlich habe kurz geglaubt, dass er teilweise die Nächte durchgeackert hat bis er sich selbst das “Sie” angeboten hat.
Das es sich bei seinem Garten ursprünglich um zwei Parzellen handelte sieht man nur noch an Kleinigkeiten. Auf dem Gelände sind neben der (Haupt)Laube mehrere kleine Schuppen und Verweilplätzchen verteilt die die ansonsten recht gradlinige Struktur brechen. Zudem gibt es keine Zäune oder dergleichen zu den Parzellen rechts neben und dahinter. Gefühlt findet man sich so in einem parkähnlichen Gefilde wieder dessen Teil auch die Nutzflächen sind.
Ein streng überwachtes Experiment
Sein gärtnerischer Ansatz ist sehr ökologisch, fast schon streng. Jeder Samen, jede Pflanze, jedes Brett und jede Schraube ist nicht zufällig verwendet worden, sondern war zuvor Teil einer Kaskade gedanklicher Prüfmechanismen … und das sicherlich mehrfach!

Dementsprechend sind die Nutzflächen des Gartens eine Mischung aus überwachtem Experiment und Ertragsbewirtschaftung. Hier und dort konnte man erahnen, dass weniger es zunächst auch getan hätte. Ökonomie statt Ökologie. Sprich: man muss die Zeit aufbringen können das alles zu pflegen. Insbesondere mit Job und Familie. Das ist aber nur eine Fußnote.
Könnt Ihr bitte die Schuhe ausziehen?
Auch die Laube wurde so renoviert das sie in einigen Jahren problemlos kompostierbar ist. Wo ich beispielsweise einfach in den Baumarkt fahre und OSB-Platten für die Laube kaufe (Klick!) weil ich deren Musterung so cool finde, verwendet Daniel regionale Lerche, weil REGINOAL und weil bei den OSB-Platten kein ökologischer Kleber verwendet wurde.
Die Inneneinrichtung bewegt sich vom Stil her irgendwo zwischen hygge made in Dänemark und einer Schneewanderung in Lappland. Viel Holz, grobes Material und Fell … sehr gemütlich. Von mir beneidetes Highlight war der Holzofen. Das Einzige, was ein wenig deplatziert wirkte, war die Spültoilette.
Mir persönlich hatte es architekturmäßig eher ein Schuppen des Gartens angetan. Alt, wackelig und etwas klapprig stand er da wie eine kleine verlassene Berghütte … irgendwie fast deplatziert. Witzigerweise war Daniel der Zustand des Schuppens eher unangenehm.
Ein Besuch in der Vorhölle
Den Abschluss einer jeden Folge der Fersehproduktion bildet das gemeinsame Essen. Dem jeweiligen Gastgeber oblag mit Unterstützung des Moderators, Philipp Jess, die Zubereitung. Einzige Regel: es sollen übewiegend Produkte aus dem eigenen Garten verwendet werden.
Für gewöhnlich kocht man eher selten ein 3-Gängemenü für 7 Personen in seinem Schrebergarten. Und so konnten wir beobachten wie der erste Kandidat zunehmend die Kontrolle über seine Gesichtszüge verlor.

Mich beschlich eine Vorahnung dessen, was mich noch erwarten würde. Nun aber, in diesem Moment, konnte ich erst einmal ein wunderbares Mahl inklusive Wein genießen und den Tag ausklingen lassen.
Zurück bleibt der Eindruck eines wohl durchdachten gartenbaulichen Experimentierfeldes dem es hier und da noch etwas an Charme fehlt. Daniel hat die Meßlatte bei “Der schönste Kleingarten des Nordens” definitv auf eine schwindelerrende Höhe gelegt … ich war gespannt darauf, ob es noch jemanden gelingen sollte drüber zu springen …
Die Beiträge zu den anderen Gärten der Fernsehsendung findet ihr hier:
- Hannes Garten in Lübeck (klick!)
- meinen Garten in Hamburg (klick!)
- Doris und Rolfs Garten in Lüneburg (klick!)

Hi Björn,
definitiv muss ich jetzt alle Folgen sehen. Gut, das es die Mediathek gibt…. denn Samstags Nachmittag Fernsehen gucken passt so gar nicht in den Tag.
Also haben wir uns heute, am Sonntag, mit einer Tasse Kaffee davor gesetzt. Es war sehr amüsant und auch interessant. Vor allem Was Wie auf Wen gewirkt hat.
Ihr seit alle sehr unterschiedlich. Was es sehr sympathisch macht.
Auch Dein Bericht, den ich erst nach dem Schauen gelesen habe, hat mir gut gefallen. Du hast eine interessante Sichtweise auf den Charme eines Kleingartens.
Ich bin gespannt wie es weiter geht….
Viele Grüße
Barbara
Hi Barbara,
das Team hat definitiv gute Arbeit geleistet und sehr unterschiedliche GärtnerInnen mit sehr sehr sehr unterschiedlichen Gärten gecasted. Das hat alles großen Spaß gemacht.
Ich werde die Berichte zu den Gärten auch immer erst nach der Sendung Online stellen. So kann man sich im Fernsehen ein eigenes Bild machen und dann lesen was ich dazu schreibe. Es ist wirklich wahnsinn was die Gärten über die Menschen aussagen … Dinge die man spürt wenn man durch den Garten flaniert. Darauf habe ich versucht mein Hauptaugenmerk zu legen.
Beste Grüße
Björn