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Der Hilldegarden: aus grau mach grün!

Früh aufstehen, deftiges Frühstück, Rucksack packen, Wanderbotten an und los gehts! Urlaube in den Alpen waren immer ein Higlight für mich. Natur pur, gemischt mit körperlicher Anstrengung und ästhetischen Hochgenüssen.

Den ersten dieser Art verbrachten wir in der Schweiz. Dabei ganz oben auf meiner Liste: die Eiger-Nordwand. Am Fuße der Wand erstreckt sich ein kleiner Wanderweg, den es zu erkunden galt. Schon beim Anblick der Nordwand wurde mir klar, dass es sich hierbei um einen besonderen Ort handelt. Die Wand strahlt in ihrem Grau, wirkt bedrohlich und gespenstisch. Sie wabert förmlich und man hört vor allem eins: NICHTS … alles ruhig, kein Vogel zwitschert … die Wand scheint alles zu verschlucken.

Ein Alpenpanorama dieser Art lässt sich in Hamburg allenfalls im Miniaturwunderland bewundern. Dementsprechend bleibt statt Bergwandern nur Treppensteigen. So zum Beispiel an der U-Bahn Feldstraße auf St. Pauli – meiner persönlichen Lieblingshaltestelle.

Der Bunker

Nachdem man die Treppen erklommen hat und einige Schritte nach vorne tritt, lohnt ein Blick nach rechts. Was das Auge erblickt, ist ein riesiger festungsartiger grauer Klotz: der Flakbunker IV. Er ist quasi die Eiger-Nordwand Hamburgs: weithin sichtbar, unerschütterlich, beängstigend und gleichzeitig stumm vor sich hin wabernd.

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Der Bunker ist das größte erhaltene Kriegsbauwerk Hamburgs und gehört zu den größten jemals gebauten Bunkern. Die Grundfläche misst 75 × 75 Meter bei einer Höhe von 38 Metern. Die Wandstärke beträgt bis zu zwei Meter; die Decke ist vier Meter dick.

Der Flakturm sollte im Krieg die gesamte Innenstadt und den Hafen verteidigen. An den Bauarbeiten waren mehr als 1000 Zwangsarbeiter beteiligt. Der Bau war in 300 Tagen abgeschlossen. Ursprünglich war er für 18.000 Schutzsuchende konzipiert. Ab 1943 strömten allerdings täglich bis zu 25.000 Anwohner in den Bunker.

Der Hochbunker wurde nach dem Krieg aufgrund von Wohnungsmangel von zivilen Mietern genutzt. Auch aus diesem Grund wurde im Juli 1947 die Sprengung verhindert. Zudem hätte die erforderliche Sprengkraft wahrscheinlich weite Teile der Innenstadt in Mitleidenschaft gezogen.

Heute ist der Bunker noch immer das prägende Bauwerk im Viertel. Er ist Mahnmal, Medienort und stylische Veranstaltungslocation zugleich.

Das Konzept des Hilldegardens

Die Meinungen der Anwohner, Denkmalschützer, Gartenfreunde und Politiker über die zukünftiger Nutzung des Bunkers gehen weit auseinander. Schießlich gelang es einigen Anwohnern, unterstützt durch die Architekten des Büros Metapol Architecture, dem erbbauberechtigten Pächter, dem Hamburger Senat und schließlich der Hamburger Bürgerschaft ein überzeugendes Konzept vorzulegen: Hilldegarden.

Die Idee besteht darin, die Dachfläche des Bunkers über eine umlaufende Rampe zugänglich zu machen. Zudem soll das Dach pyramidenartig um fünf Stockwerke aufgestockt werden. Dadurch entsteht eine insgesamt 7.700 m² große, öffentliche Grün- und Gemeinschaftsfläche.

Für die Außen- und einen Teil der Innenflächen erarbeiten ehrenamtliche Aktive in fünf verschiedenen Arbeitsgruppen ein gemeinwohlorientiertes und im Stadtteil verwurzeltes Dachgarten-Konzept. Über die Umsetzung der dort entstandenen Ideen kann man auf der Homepage des Hilldegardens abstimmen.

Die Investitionskosten von 30 Millionen Euro und der Unterhalt des “grünen Berges” werden durch den Erbpächter getragen und über im Inneren liegende Mietflächen rückfinanziert. Geplant sind ein Hotel, ein Fitnessclub, Gastronomiebetriebe und eine Veranstaltungs- und Sporthalle. Die Absicherung des Gemeinwohls erfolgt durch den Trägerverein Hilldegarden e. V..

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Blick in die Zukunft

In loser Folge werde ich hier über den Hilldegarden berichten. Ich möchte mich konkreter mit dem Konzept befassen. Was mich bewegt sind folgende Fragen:  Was für Gärten werden angelegt? Was ist daran gemeinnützig? Wie wird das Vorhaben im Viertel wahrgenommen? An welchen Punkten gibt es Kritik und warum?

Bildquelle: Die Visualisierungen stammen vom “Planungsbüro Bunker, Hamburg”

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