Trenntoilette_Titelbild

Bauanleitung: Eine Trenntoilette für den Garten


Hinweise zur Transparenz (Werbung)

Die in diesem Beitrag aufgeführten Komponenten meiner Trenntoilette wurden von der Firma Kildwick Komposttoiletten gesponsert. Der Inhalt dieses Beitrags und meine persönliche Meinung wurden dadurch nicht beeinflusst.


The Worst Toilet of Scotland

Kennt Ihr das? Wenn Ihr einmal so richtig dringend auf die Toilette müsst aber keine finden könnt? Dieser Blick in den Augen …. suchend, leicht panisch. Und dann, wenn Ihr endlich eine gefunden habt ist die entweder verschlossen oder olfaktorisch und haptisch so beschaffen, dass man dort definitv nicht drauf will. Es sein denn … es ist dringend. Wieder dieser Blick, Ekel. Es gibt kein zurück. Ich! Muss! Jetzt! — Achtung. Das folgende Video ist nichts für zart besaitete Menschen.

Eben diesen Blick in den Augen habe ich bei vielen Menschen wahrgenommen die mein Gartenklo benutzen wollten. Und zwar immer NACHDEM ich erklärte um was für ein Klo es sich handelt und wie es zu nutzen ist.

All.In.One is gone

Etwa vor zwei Jahren hatte ich ihn gebaut, meinen All-In-One-Wunderbottich. Ich wollte es ökologisch, einfach, funktional und billig. Und all das bekam ich auch: Deckel hoch, reinmachen, Erde drüber, Deckel zu, fertig. Das Klo tat seinen Dienst. Soweit, sogut. Baubericht? hier: klick!

ABER, das ist nur die halbe Wahrheit. Denn, …

  • die vollen Behälter müssen mindestens ein Jahr zur Kompostierung im Schatten stehen. Je nach Nutzungsfrequenz kommt so schnell ein kleines Hochhaus zusammen (siehe Bild);
  • immer, bevor man sein Geschäft verrichten möchte und den Klodeckel hebt, schaut man in eine Art dunklen, schwarzbraunen Urschlamm, aus dem das Toilettenpapier freundlich untergehend herauswinkt;
  • die Benutzung dieser Art von Toilette ist für Laien nicht intuitiv. Und so kann es passieren, dass JEMAND aus der benachbarten Regentonne mal eben zwei Liter Wasser ins Klo kippt … zum spülen quasi. So wird aus Urschlamm stinkender Urschleim!
  • diese Toilettenart übt auf Kinder eine eigentümliche Anziehungskraft aus. Da sollte man immer eine Auge drauf haben.

Das Ergebnis aus all dem könnt Ihr in diesem Video “bewundern”. Bitte nicht angucken wenn die persönliche Ekelgrenze schnell überschritten ist.

Mein ach so cooles Klo bediente somit letztendlich genau die Klischees, die Toiletten dieser Art gerne anhaften: es stinkt und ist bei weitem nicht so praktisch wie kluge Hipster-Möchtegernökos es immer behaupten. Im Gegenteil: ich hätte mir im Prinzip auch gleich einen Donnerbalken in den Garten bauen können.

Klar ist, eine neue Gartentoilette muss her! Diesmal professioneller. Eine, die nicht stinkt und wirklich einfach in der Handhabung ist. Der Gegenbeweis ist fällig!

Schluss mit Ekel: Poo with a View

Um stinkenden Geruch gar nicht erst entstehen zu lassen und um seine Hinterlassenschaften im Garten wiederverwenden zu können, ist eine Trenntoilette die beste Wahl. Sie verzichtet komplett auf Wasser und ist, richtig genutzt, auch tatsächlich fast geruchslos. Insbesondere, wenn man einen Lüfter einbaut. So ist das Ganze nicht nur eine Alternative für den Garten oder den Camper, sondern konsequent weitergedacht auch für die private Wohnung!

Trenntoiletten kann man fertig bzw. als Bausatz kaufen oder aber selbst zusammenstellen. Ich habe mich recht schnell für Komponenten der Firma Kildwick Komposttoiletten entschieden. Und, nach einer Nachfrage meinerseits, war die Firma sogar bereit, mir alles notwendige kostenfrei zur Verfügung zu stellen.

Was also braucht man um sich eine solche Toilette selbst zu bauen?

Für die Unterkonstruktion:

  • Siebdruckplatte (je nach Größe der Toilette)
  • Rahmenholz 5,8 x 5,8 cm
  • Scharniere für die Tür
  • Türknauf
  • Magnetverschlüsse
  • Winkelverbinder 40 x 40 mm

Komponenten für die Toilette:

Werkzeug:

  • Akkuschrauber
  • Stichsäge
  • Zollstock
  • Wasserwaage

Für den Bau der Unterkonstrukion habe ich mich von Deborah und Flo vom Blog Einstückarbeit inspirieren lassen.

Das ist im Prinzip recht easy und selbst für handwerkliche Laien (wie mich) schnell zusammengebaut. Wichtig ist die richtige Sitzhöhe zu finden. Zum Einem muss man drauf sitzen können, ohne dass die Füsse in der Luft schweben oder das Gegenteil der Fall ist und der Kopf zwischen den Knien baumelt. Zum Anderen benötigt die Konstruktion natürlich so viel Stabilität, dass Gartenfreund*innen aller Größen-, Gewichts- und Altersklassen gemütlich Platz nehmen und wieder aufstehen können.

Auch für den Urinbehälter und den Feststoffbehälter muss genügend Platz vorhanden sein. Am besten bemisst man das so, dass der vordere Teil vom Trenneinsatz direkt in den Spillguard passt. Auf die Art hat man automatisch die richtige Sitzhöhe.

Als nächstes wird die Siebdruckplatte (Sitzfläche) zurecht gesägt und mit Hilfe einer Schablone die Öffnung für den Trenneinsatz ausgesägt. Hierfür hab ich zwei Löcher ungefähr mittig der Sägemarkierung vorgebohrt. So kommt man da gut mit der Stichsäge rein.

Wichtig ist, dass der Trenneinsatz nicht zu weit hinten sitzt. Nach vorne sollte ein Abstand von 5 – 7 cm zur Kante nicht überschritten werden. Sonst wird die Sitzposition unbequem. Wie Ihr seht, ist dies ein Rat von jemanden, der genau diesen Fehler begangen hat.

Ich habe mir als untere Abdeckung unten noch eine Tür eingebaut. So ist das ganze Ding geschlossen und man kann trotzdem problemlos die Behälter entnehmen, um diese zu entleeren. Dabei habe ich mich für eine große durchgehende Tür entschieden. Hier würde ich beim nächsten mal eher zwei Türen wählen. Im Toilettenraum ist der Boden schief und wellig und dadurch kann die Tür nicht komplett geöffnet werden. Das ist nicht schlimm, da die Behälter dennoch ohne Probleme getauscht werden können. Aber es ist ein Punkt, den man in Hinterkopf haben sollte. Alternativ hätte man aber auch die obere Platte samt Trenneinsatz so mit Scharnieren befestigen können, dass man sie nach oben öffnen kann wie eine Schatztruhe oder eine Motorhaube.

Sinnvoll ist noch ein Fach für das Streu einzubauen, mit dem man nach erfolgtem Geschäftsabschluss die großen Hinterlassenschaften bedeckt. So hat man das gleich griffbereit und kann es einfach drüberstreuen.

Fertich! … und sogar fast gerade 😉

Zur Entsorgung / Kompostierung

Einer der wesentlichen Vorteile einer Trenntoilette für den Gartenbereich ist die anschließende Nutzung dessen, was zuvor getrennt wurde. Das große Geschäft kann man samt Beutel, sofern dieser kompostierbar ist, einfach auf den Kompost schmeißen. Auch das kleine Geschäft kann im Garten zur Düngung genutzt werden. Die Pflanzen freuen sich über Stickstoff, Kalium und Magnesium. Dabei sollte das Mischverhältnis passen: 1:10 bis 1:20, je nachdem, auf welche Pflanzen er aufgebracht wird. Ein sparsamer Einsatz ist ratsam. Auf diesem Weg bleibt alles im Garten und das auch zügiger und systematischer als bei meiner vorherigen Toilette. Keine Hochäuser mehr.

Aber Achtung! Sollte der Garten in einem Wasserschutzgebiet liegen, ist beides nicht möglich, weil verboten. Dann bitte die Abkippstation des Gartenvereins nutzen. Alternativ kann der Beutel mit dem großen Geschäft in den Restmüll. Der Urin darf auf dem Weg durch die Toilette die Reise ins Meer antreten.

Epilog. Das Rätsel

Was aber auch bei dieser Toilette bleibt ist das Phänomen der richtigen Nutzung bzw. der Nicht-Nnutzung. Das ist immer wieder erklärungsbedürftig und sorgt für Verwunderung und große Augen beim Gegenüber. Dabei ist es doch ganz einfach: Pippi vorne, Kacka hinten, Streu drüber, kann nicht stinken! Wo ist das Problem?

Meine Theorie ist, dass der Toilettengang etwas sehr elementares ist. Stellt man sich diesen Vorgang in der Steinzeit vor, so handelt es sich dabei um einen Moment an dem man sehr angreifbar ist für Feinde. Man hat nicht die Zeit sich damit zu beschäftigen was wo rein gehört usw.. Dementsprechend ist es evolutionär wichtig und definitv ein Vorteil wenn man damit einigermaßen zügig fertig war.

Ein anderer Grund ist natürlich die Hygiene. Vor der Erfindung des Wasser-Closets war der Gang zur Toilette ein schmutziges Geschäft. Im Mittelalter zum Beispiel gingen die Leute einfach aufs Feld oder hockten sich über Gruben. Überträgt man dies in dünner besiedelte Städt so endet man bei extrem unhygienischen Zuständen, die die Menschen schlussendlich krank machten und auch in Lebensgefahr brachten.

Mal abgesehen vom Geruch und der Ästhetik war und ist es also klug sich von den Ausscheidungen anderer Menschen fern zu halten. Und ich glaube dieses Erbe besteht fort. Deswegen blicken wir beim Toilettengang nicht gerne auf die Hinterlassenschaften der Vorgänger*innen.

Oder was meint Ihr? Warum stehen Trenntoiletten und andere Alternativen nicht schon längst in mehr Wohnungen und Gärten?

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